„Schau mal wie schön, da drüben, das muss der See sein, den man auf der Karte gesehen hat.“ Christine zeigt aus dem geöffneten Fenster des klapprigen Peugeots auf die filmwürdige Kulisse. Vor ihnen erstreckt sich die Toskana in sattem Grün und malerischen Ortschaften, die in der heißen Sonne gelblich glänzen und mit den typisch terracottafarbenen Dächern an einen Reiseprospekt erinnern. „Wenn das schon der See ist, vielleicht sind wir dann schon zu weit gefahren? Hätten wir vorher von der Landstraße abgemusst?“ fragt Markus hinter dem Steuer und legt die Stirn in Falten. Kurz nach Mitternacht sind die beiden in Stuttgart aufgebrochen, um die leere Autobahn Richtung Italien zu nehmen. Die anderen von der GaBi-Gruppe sind alle schon da. Nur Christine hatte noch einen wichtigen Termin mit einem Automobilkunden für die GaBi-Software III und Markus hat es einfach nicht vorher geschafft, sein Dissertationskapitel zu der Lackstudie so vorzubereiten, dass es im Doktorandencolloquium diskutiert werden kann. Er grinst, als er an den Begriff Colloquium denkt und nun hier durch diese malerische Kulisse fährt. „Nein, Markus, ich glaube nicht. Die Straßen sind doch hier so verschlängelt. Der See ist sicher trotzdem noch ziemlich weit weg, auch wenn er von hier so nah aussieht. Die anderen meinten doch, dass man eigentlich nichts falsch machen könnte. Erst wenn man die Orteinfahrt Massarosa passiert, muss ein Weg abgehen, der dann zum Haus führt.“ Christine hat mittlerweile die Schuhe ausgezogen und streckt die Füße lässig auf das Handschuhfach. „Wenn das die Polizia hier sieht, liebe Christine, dann kommen wir bestimmt in den Knast bevor wir angekommen sind“, gibt Markus mit einem schelmischen Lächeln zurück. Christine kümmert das kaum. Sie schaut weiter raus auf die satt-grünen terrassenförmigen Hügel. „Ach was, hier ist doch dolce vita. Die Italiener sind ja keine Schwaben, und Franken schon mal gar nicht“, entgegnet sie. „Das darf man auch echt keinem erzählen, dass wir hier unser Doktorandenseminar machen, wo die anderen in den grauen Mauern der Institute ihre Doktorarbeiten vor Professoren präsentieren, die sich wie graue Eminenzen benehmen.“
Es ist nicht das erste Mal, dass die GaBi-Gruppe zu solch einem Ausflug in den Süden aufbricht. Von Beginn an gehörten solche Auszeiten, die voll mit Arbeit und Diskussionen sind dazu in der GaBi-Abteilung. Wie genau es anfing, daran kann sich kaum jemand mehr erinnern. Wahrscheinlich war es Thomas, der die Initialzündung gegeben hat, um Doktorarbeiten auch mal außerhalb des Uni-Campus zu besprechen. Zumal sich alle diese besonderen Momente redlich verdient haben. Mittlerweile, knapp zehn Jahre nach dem Beginn von GaBi, verbringen die meisten noch immer kaum unter 12 Stunden im Büro. Besonders arbeitgeberfreundlich ist das nicht gerade, findet so mancher. Aber dieser Zusammenhalt, das Leben mit GaBi, ist eben Bestandteil des GaBi-Spirits. Und Thomas ist es wichtig, dass, wo hart gearbeitet wird, auch hart gefeiert wird. „Sag mal, Markus, kommt Sebastian eigentlich auch nach Italien? Er erscheint mir so schweigsam.“ Markus schaut in den Rückspiegel und checkt die Geschwindigkeit auf dem Tacho. Ein Freund hatte ihm gesagt, dass die Carabinieri hier durchaus gern Touristen blitzen, um ihnen hohe Strafen für Geschwindigkeitsübertretung aufzudrücken. „Hm, weiß nicht. Sebastian ist ja ganz frisch dabei. Wollte er nicht das Thema seiner Arbeit in Grundzügen vorstellen, damit wir alle diskutieren, ob das der richtige Fahrplan ist? Er macht die Diss. doch zu den Schmierstoffen, richtig?“ Christine nimmt die Füße runter und kramt im Fußraum nach der Straßenkarte, die hier irgendwo zusammengefaltet liegen muss. „Da, schau mal, brauchst nicht mehr zu gucken,“ wirft Markus ein. „Da ist der Ortseingang und kurz nach dem Schild muss der kleine Weg zum Haus abgehen.“ „Ah, ja, super. Dann sind wir ja wirklich gleich da.“ Christine überlegt einen Moment, um zurück zu Markus Frage zu kommen. „Ja, ich denke, Sebastian wird seine Arbeit präsentieren. Ich meine aber, er ist allein geflogen, nicht mit den anderen. Ist doch ok. Soll doch jeder so machen, wie er will. Ich finde es gut, dass wir langsam auch ein paar andere Charaktere bei GaBi haben.“ Markus schaut nachdenklich. „Wie meinst Du das?“ „Ach, Markus, komm schon. Du bist auch nicht gerade das klassische Alpha-Männchen in der Gruppe. Und ich als Frau haben auch einen Sonderstatus irgendwie, auch wenn das scheinbar nichts ausmacht. Manchmal merkt man es eben doch. Und ich denke, Sebastian ist eher ein introvertierter Typ, er ist leise, er beobachtet und ich glaube, er lässt sich einfach nicht so schnell von dem ganzen GaBi-Spirit überwältigen. Man muss halt auch sehen, dass GaBi schon speziell ist. So ruppig wie wir arbeiten und manchmal auch durchaus mit der Brechstange mal Projekte durchbringen, da kann man auch mal eine andere Meinung zu haben.“
Das Auto rollt auf den Parkplatz der Casa. Draußen neben dem Eingang stehen bereits unzählige leere Rotweinflaschen. Christine schaut nur und grinst Markus an. „Sind die nicht erst gestern Nachmittag angekommen?“ fragt sie fast rhetorisch. Markus lädt die Taschen aus dem Kofferraum und stellt sie neben den Eingang. Der Wagen von Thomas steht ebenfalls geparkt vor dem Haus. Darüber hinaus noch ein sehr gepflegter kleiner Fiat 500, wahrscheinlich ein Mietwagen. Von hinter dem Haus sind Stimmen zu hören. Es ist mittlerweile 14:00 Uhr, die Sonne brennt unerbärmlich. „Lass uns mal schauen, wo alle stecken“, fordert Christine Markus auf. Zusammen laufen sie hinter das Haus. Dort geht die Terrasse direkt in ein bergartiges Gelände über. Auf einer der Sonnenliegen ist Stefan zu sehen. Er hat eine Kippe in der Hand und streckt das Gesicht in die pralle Mittagssonne. „Ach, herrlich, Kinder. So lass ich mir Doktorarbeiten gefallen“, spricht er mehr zu sich als zu irgendjemand sonst. Doch Markus Angler, der neben ihm Gras sitzt, kann nicht wiederstehen, eine Reaktion abzugeben. „Ach, komm, Stefan. Als wenn Du schon mal näher über Deine Diss. nachgedacht hättest.“ Stefan lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er zieht genüsslich an seiner Zigarette. Dann drehen sich beide um, und sehen Markus und Christine über den von der Sonne ausgetrockneten Rasen stapfen. „Ach, da seid Ihr ja. War die Fahrt gut? Willkommen im Paradies — schaut Euch das an!“ Stefan springt auf und begrüßt die beiden Neuankömmlinge mit einem herzlichen Schulterklopfen. „Wo sind denn alle?“ fragt Markus. „Ach, die halbe Truppe wollte ins Dorf laufen und Bier und Salami kaufen für heute Abend. Die anderen haben sich ein bisschen hingelegt. Es ist gestern etwas spät geworden“, sagt Stefan und grinst bei den letzten Worten hinüber zu Markus F. Christine läuft ungeduldig auf die Terrasse zu. „Sagt mal, wo finde ich denn die Toilette? Ich muss dringend aufs Klo. Der letzte Rastplatz war kurz hinter der Grenze. „Einfach rein, geradeaus im Flur und dann links die zweite Tür“, ruft Markus ihr zu.
Christine tritt durch die Terrasse in das Haus. Sie ist noch ganz geblendet von der Sonne draußen. Hier drin ist es angenehm kühl. Sie wirft nur kurz einen Blick auf den Wohnzimmertisch, der voller Papiere und Berechnungen ist. Auf der Couch liegt Paul und schnarcht leise vor sich hin. Endlich siehst sie die Tür, die Markus gemeint haben muss. Es ist ein großes Bad, viel größer als ein Gästebad. Als sich Christine dann wenige Minuten später die Hände wäscht und etwas Wasser ins Gesicht wirft, bemerkt sie einen merkwürdigen hefeartigen Geruch. Sie schaut sich um und riecht an der Seife. Irgendwie kennt sie diesen Geruch eher aus der Küche. Sie schaut sich um. Da bemerkt sie, dass eines der Handtücher, das über der Badewanne gehangen haben muss, in die Wanne gefallen ist. Sie bückt sich und hebt das Handtuch auf, um es wieder aufzuhängen. Da traut sie ihren Augen kaum. „Das gibt es doch gar nicht. Das kann ja wohl jetzt wirklich nicht sein“, sagt sie laut. Unter dem Handtuch steht eine riesige Plastikwanne. Darin sieht entdeckt sie einen großen Teigball, so groß wie zwei Weihnachtsgänse zusammen. Der Teig scheint offensichtlich mächtig zu arbeiten und kleine Blasen sind zu sehen. Nun bemerkt Christine auch, dass das Handtuch trotz der Wärme leicht feucht ist. Sie wirft es wieder über den Teig und macht sich wieder auf den Weg nach draußen zu den anderen. Die haben sich mittlerweile offensichtlich am Kühlschrank mit Bieren versorgt, um den Durst zu stillen. Auch Paul ist aus seinem Mittagsschlaf erwacht. „Hi, Christine, willkommen. Ist es nicht wahnsinnig schön hier?“ Christine weiß für einen Moment gar nicht, was sie sagen soll. Stefan hält ihr direkt ein Bier hin. Sie greift zu, denn sie hat mächtig Durst. „Sagt mal, was ist bitteschön das da in der Badewanne?“ Da Stefan, Paul und Markus fangen schallend an zu lachen. Markus H. schaut nur ratlos zu Christine. „Ha, Christine, das ist mal wieder typisch. Keine fünf Minuten hier und schon hast Du alles Wichtige erfasst. Wonach sieht es denn aus? Wir hatten doch gesagt, dass die anderen im Ort Salami kaufen sind. Wir machen heute Abend Pizza. Simon hat so ein Geheimrezept von einer italienischen Oma bekommen und da haben wir uns gedacht, das probieren wir gleich mal aus heute Abend. Der Teig muss ein paar Stunden gehen. Das ist ganz wichtig.“ Christine hat schon viel erlebt bei GaBi, so dass ihr diese Erläuterung scheinbar all ihre Fragen beantwortet und wenig Verwunderung hinterlässt. „Und welche Armee wollt Ihr dann damit füttern? Der Teigklumpen ist so groß, dass man damit wahrscheinlich das ganze Dorf heute Abend versorgen könnte.“ Markus schaut ungläubig zu Stefan. „Ach was, echt, ist er schon so groß geworden? Na, siehst Du, Stefan, hatte ich mir doch gedacht. Das ist gute Hefe. Das wirkt wie Synthese bei der Kunststoffproduktion. Ein perfektes Experiment für unser Doktorandencolloquium. Müssen wir gleich messen und die Daten in die GaBi-Datenbank einspeisen.“ Alle lachen daraufhin laut und prosten sich zu während die Tür aufgeht und der Rest der Gruppe mit Tüten und einem Kasten Bier bewaffnet vom kleinen Ausflug ins Dorf zurückkehrt.
Die nächsten Tage in der Toskana verlaufen wie im Fluge. Tagsüber reden sich alle die Köpfe heiß. Man könnte meinen, dass die Temperaturen hier die Kreativität und die Geschwindigkeit des Denkens der Nachwuchswissenschaftler noch einmal aufheizen. Es bildet sich eine besondere Mischung von Freizeit, Zusammensein und fachlichen Diskussionen, die es wohl kaum an einem anderen Uni-Institut gibt. Thomas bringt sich ebenfalls energisch und mit vollem Herzblut in diese fachlichen Debatten ein, lässt der Gruppe aber über weite Strecken des Tages genug Raum und Zeit, um unter sich zu sein. Er möchte dabei und für sie da sein, aber nicht als Chef oder wie ein Lehrer auf dem Klassenausflug daherkommen. Er ist zufrieden, wie sich dieses Doktorandenseminar entwickelt. Die Arbeit, die Markus vorgestellt hat, kann bald eingereicht werden. Damit wird er der Fünfte sein, der mit einem GaBi-Thema promoviert hat. Das ist einfach unglaublich, bedenkt man, dass am Anfang nur eine Diplomarbeit und eine Dissertation schon das Maximum an Potenzial war, was Thomas dem Thema zugetraut hat. Auch Sebastians Thema ist vielversprechend. Er steht ganz am Anfang der Konzeption, aber die Thematik mit den Schmierstoffen ist bislang total untergegangen. Am Anfang drehte sich ja alles um die Kotflügel, dann die anderen harten Teile und die Elektronik. Um Schmierstoffe und sonstige vermeintliche „Kleinigkeiten“ in der industriellen Produktion hat sich erst mal keiner gekümmert. Dabei schlummern da wesentliche Verbesserungspotenziale, die man mit GaBi und den ganzen Daten, die schon in die Datenbank eingespeist wurden, enthüllen kann, da ist sich Thomas absolut sicher. Nur macht er sich etwas Gedanken, ob Sebastian langfristig gut in die Gruppe passen wird. Thomas hat schon einige Male daneben gelegen mit seinem ansonsten sehr guten Händchen für neues Personal. Ihm ist es wichtig, dass es unterschiedliche Typen im GaBi-Team gibt, nicht nur die lauten und schnellen. Sebastian ist sehr reflektiert, hat Ingenieurswesen studiert und sieht die Dinge oft aus einer anderen, sehr differenzierten Perspektive. Genau deshalb freut sich Thomas, dass er seine Arbeit bei GaBi schreibt. Aber er hat auch bereits in den ersten Monaten mitbekommen, dass es Differenzen gab. Sebastian kommt mit so etwas nicht zu ihm, aber Thomas spürt trotzdem, dass das ein Problem werden könnte langfristig. Er denkt kurz an Andreas und seinen Weggang von GaBi. Daran gibt sich Thomas noch immer die Schuld. Er will nicht, dass so etwas noch mal passiert. Dass daran persönliche Freundschaften zerbrechen ist das eine. Dass es aber schlecht für die Weiterentwicklung von GaBi und auch das Geschäft ist, ist die andere Sache. Ein Team, in dem es kriselt, arbeitet nicht so gut wie es könnte. Dieser einfachen Wahrheit ist sich Thomas absolut sicher.
Am frühen Abend versammeln sich alle noch lange bevor die Sonne untergegangen ist am Tisch draußen. Sie wollen das Tageslicht noch nutzen, um das Dissertationskapitel von Markus fertig zu besprechen. Es ist der vorletzte Abend vor der Abreise. Markus ist zufrieden mit den Rückmeldungen der anderen. Viele, besonders Frank, haben unzählige Kommentare und Notizen auf die Ausdrucke geschrieben. Markus freut das, denn es zeigt, wie ernsthaft sich alle trotz der entspannten Atmosphäre mit seiner Arbeit beschäftigt haben und wollen, dass es gut wird. Es geht hier schließlich nicht nur um seinen Doktortitel und den Abschluss. Es geht darum, dass jede weitere Arbeit ein kleiner Meilenstein ist, um GaBi voran zu treiben. Mittlerweile sind sie fast 10 Jahre „am Markt“. Es gab viele Durststrecken über die Zeit. Nun ist auch seitens der Politik mehr Aufwind beim Thema Nachhaltigkeit zu spüren. Aber klar ist auch, dass sie noch immer ein Nischenprodukt haben und ein Nischenthema. Die Ökobilanzierung und Lebenszyklusanalyse gehören noch immer zu den Schubladenthemen in den meisten Firmen. Da muss man sich nichts vormachen. Ja, die ganzen großen Firmen, die sie von Beginn an begleiten und immer wieder Projekte einfahren, sind innovativ und zukunftsgewandt. Wenn aber knallharte Krisen kommen und Märkte zusammenbrechen, dann kümmert sich erst mal niemand um Ökobilanzen, dann spielen nur knallharte ökonomische Interessen im Vordergrund. Das ist allen hier bewusst. Und für Markus ist das besonders relevant, denn er fragt sich seit Längerem, wann für ihn der richtige Zeitpunkt ist, um das GaBi-Kernteam zu verlassen und seine eigene Beratung mit GaBi aufzumachen. Er ist jetzt 38 Jahre alt, ist während der GaBi-Zeit zweifacher Vater geworden. Ihn verbindet viel mit den anderen hier, aber er spürt auch, dass er kein Doktorand mehr ist, mehr sein will. Mit dem Abschluss der Diss. muss auch etwas Neues beginnen, ein neuer Abschnitt. „Prost, holt ihn Frank aus seinen Gedanken“, der den Wein bereits wieder aus der Flasche trinkt. „Super Arbeit, kann man einfach nichts hinzufügen“, sagt er wertschätzend. Die anderen stimmen mit ein und aus einer Rotweinlaune heraus stimmen alle mit ein. Im Radio grölt das Lied „Solo un Italiano“ von Toto Cotugno. Mary, die einzige Internationale im Team, schunkelt mit Markus auf der Eckbank. Dass Doktorandencolloquien in Deutschland so laufen, würde ihr in ihrer japanischen Heimat auch niemand glauben. Stefan dreht lauter und alle singen. Viva italia mit GaBi!
Meilensteine in der Geschichte der Nachhaltigkeit: Das Kyoto-Protokoll
Das Kyoto-Protokoll wurde am 11. Dezember 1997 verabschiedet. Aufgrund eines komplexen Ratifizierungsprozesses trat es am 16. Februar 2005 in Kraft. Derzeit gibt es 192 Vertragsparteien des Kyoto-Protokolls.
Das Protokoll setzt das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen um, indem es Industrieländer und Schwellenländer dazu verpflichtet, die Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) im Einklang mit vereinbarten Einzelzielen zu begrenzen und zu reduzieren. Im Übereinkommen selbst werden diese Länder lediglich aufgefordert, politische Regelungen und Maßnahmen zur Emissionsminderung zu ergreifen und regelmäßig Bericht zu erstatten.
Das Kyoto-Protokoll basiert auf den Grundsätzen und Bestimmungen des Übereinkommens und folgt dessen anlagenbasierter Struktur. Es bindet nur die Industrieländer und bürdet ihnen nach dem Grundsatz der “gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung und der jeweiligen Fähigkeiten” eine größere Last auf, da es anerkennt, dass sie weitgehend für das derzeitige hohe Niveau der Treibhausgasemissionen in der Atmosphäre verantwortlich sind.
In Anhang B des Kyoto-Protokolls werden verbindliche Emissionsreduktionsziele für 37 Industrie- und Schwellenländer sowie die Europäische Union festgelegt. Insgesamt belaufen sich diese Ziele auf eine durchschnittliche Emissionsreduzierung von 5 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 im Fünfjahreszeitraum 2008–2012 (dem ersten Verpflichtungszeitraum).
Umsetzung: Überwachung der Emissionsziele
Mit dem Kyoto-Protokoll wurden auch ein strenges Überwachungs-, Überprüfungs- und Verifizierungssystem sowie ein System zur Einhaltung der Vorschriften eingeführt, um Transparenz zu gewährleisten und die Vertragsparteien zur Rechenschaft zu ziehen. Im Rahmen des Protokolls müssen die tatsächlichen Emissionen der Länder überwacht und genaue Aufzeichnungen über die getätigten Geschäfte geführt werden.
In den Registern werden die Transaktionen der Vertragsparteien im Rahmen der Mechanismen verfolgt und aufgezeichnet. Das UN-Klimasekretariat mit Sitz in Bonn, Deutschland, führt ein internationales Transaktionsprotokoll, um zu überprüfen, ob die Transaktionen mit den Regeln des Protokolls übereinstimmen.
Die Berichterstattung erfolgt durch die Vertragsparteien, indem sie in regelmäßigen Abständen jährliche Emissionsverzeichnisse und nationale Berichte im Rahmen des Protokolls vorlegen.
Ein Einhaltungssystem stellt sicher, dass die Vertragsparteien ihre Verpflichtungen einhalten, und hilft ihnen, ihre Verpflichtungen zu erfüllen, wenn sie dabei Probleme haben.