Einmal Beirut...
Mitte September machte sich eine Gruppe von fünf Studierenden der Theologie, zwei deutschen und einem norwegischem Pfarrer auf den Weg in den Libanon. Die Studierenden wollten ein Studienjahr an der Near East School of Theology (NEST) in Beirut verbringen, eine nebenberuflich Studierende drei Monate. Dies wurde organisiert im Rahmen der „Studium Mittleren Osten“ (SiMO und SiMO+) Programme. Die Pfarrer/innen wollten ebenfalls drei Monate im Rahmen einer Studienzeit dort verbringen.
Das Programm ging auch wunderbar los – die Veranstaltungen an der Uni wurden umrahmt von zahlreichen Unternehmungen, Gesprächen und Begegnungen. Die Gruppe verliebte sich schnell in den Mikrokosmos von Kirchen und kulturellen Hintergründen, in die Landschaft und ihre historischen Orte. Keine Minute blieb ungenutzt. Doch dann kam der 7. Oktober und die Auswirkungen für die Gruppe ließen nicht lange auf sich warten…
... und zurück
Plötzlich war aus einer „Gruppe“ eine Mischung von Menschen geworden, die irgendwie noch immer alle in einem Boot saßen, aber doch ihre eigenen Entscheidungen treffen mussten. Das hatte auch damit zu tun, dass Botschaften unterschiedlich über die Sicherheitslage entscheiden. Norwegen forderte seine Bürger/innen sehr schnell zur Ausreise auf. Deutschland ließ sich ein paar Tage Zeit. Und schließlich tickte da innerlich bei jedem/r eine andere Uhr. „Will ich zurück? Muss ich einfach zurück? Will ich lieber warten? Was tue ich meinen Liebsten daheim an?“
So kam es, dann einige dann sehr schnell, einige etwas später ausreisten. Raus mussten sie aber schließlich alle, da gab es auch seitens der Stipendiengeber/innen und Organisationen im Hintergrund irgendwann wenig Optionen. Das alles passierte in einem Tempo, dass zwar das Gepäck schnell gepackt war, aber das Herz von vielen noch in Beirut war. Und nicht jeden verschlug es gleich nach Deutschland bzw. Norwegen. Uli und Maibritt, die zwei deutschen Pfarrer/innen, verbrachten den Rest ihrer Studienzeit in der Türkei. Trotzdem waren alle irgendwie nicht mehr da, wo sie eigentlich hätten sein wollen – im Libanon.
... und weiter
Doch was wären SiMO-Studierende und abenteuerlustige Pfarrer/innen, wenn sie sich durch die Ereignisse den Gruppenspirit nehmen lassen würden? Die Gruppe traf sich danach online weiter, lud Referent/innen zum Thema Ostkirchen und Politik in der Region ein und organisierte eine Fortbildung zu Trauma in der Welt-Studierenden-Stadt Neuendettelsau. Parallel absolvierten die Vollzeit-Studierenden teilweise noch Lehrveranstaltungen online an der NEST und entschieden sich dann Dank der wunderbaren Begleitung und Organisation durch SiMO für eine „Fortsetzung“ ihres Studienjahres in Rumänien.
Im Rahmen dieses weiteren Austauschs, der auch dabei half, das Erlebte zu verarbeiten und zu integrieren, entstand auch die Idee für diese „Publikation“. Einige von uns hatten schon während des Aufenthaltes über ihre Erfahrungen geschrieben, z.B. auf Blogs. Insbesondere die Pfarrer/innen schrieben Rundbriefe an ihre Gemeinden.
Die interaktive „SiMO+1 Map“ ist eine virtuelle Aufbereitung der entstandenen Texte. Sie wächst lebendig lädt die/den Leser/innen dazu ein, sich auf die „inneren und äußeren Reisen“ (Tabea Schünemann) einzulassen. So werdet Ihr nicht nur in die Welt des Libanon mitgenommen, sondern auch in die Herkunftsländer Deutschland und Norwegen, und schließlich nach Rumänien, wo der Großteil der Studierenden seit Februar 2024 das 2. Semester verbringt. Und natürlich scheiden sich auch dort nicht die Seelen – die ersten Besuche wurden schon gemacht, weitere sind geplant!
Viel Freude beim virtuellen Schmökern. Das Autor/innen-Team freut sich über Eure Kommentare, Reflexionen und Anregungen hier unten auf der Seite.
Hier geht es zur interaktiven SiMO+1 Map mit allen Texten der Gruppe (Stand 13.03.2024):
Hinweis: Die Navigation für die interaktive Weltkarte befindet sich nach dem Öffnen rechts am Bildschirmrand (Desktop-Version).
Team
